Mir ist die Geschichte der Lotusfüße lange bekannt und während der letzten Jahre immer wieder an verschiedenen Orten in China begegnet. Als ich kürzlich im Museum der „Qing’an Guild Hall“ wieder einmal die winzigen Seidenschuhe erspähte...
...kam mir die Idee, zu diesem Thema einen kleinen Bericht zu verfassen. Die Historie der Lotusfüße begann im 10. Jahrhundert. Sie wurden erst unter der Führung von Mao Zedong geächtet und letztlich komplett abgeschafft. Es handelte sich dabei um einen uralten chinesischen Brauch. Hierbei wurden heranwachsenden Mädchen, zwischen fünf und acht Jahren, teilweise sämtliche Knochen an den Füßen gebrochen. Anschließend wurden die Füße mit Kräuter und Alaun getränkten Bandagen abgebunden. Die Zehennägel waren dabei so kurz wie nur irgend möglich geschnitten. Sobald der Verband austrocknete zog jenes schon sehr festgezurrte Gebinde noch stärker zusammen. Dadurch wurde der Fuß in seinem natürlichen Wachstum gehemmt und zum Klumpfuß deformiert. Das grausame Ritual wurde zuallermeist von Familienmitgliedern durchgeführt und bis ins Erwachsenenalter begleitet.
Hier ein typisches Röntgenbild von Füßen, welche über viele Jahre abgebunden wurden.
In der kompletten Bevölkerung, jedoch ganz besonders in wohlhabenden Kreisen, wurde die Tradition streng verfolgt. Den Mädchen wurde erzählt, sie hätten ansonsten keine Chance einen vernünftigen Ehemann zu finden. Die Länge des Fußes einer ausgewachsenen Frau mit Lotusfüßen beträgt etwa zehn Zentimeter! Ein direkter Vergleich sieht schon sehr komisch aus. ;-)
Ich habe bereits mehrmals Frauen mit Lotusfüssen gesehen, inzwischen sind sie natürlich allesamt hochbetagt. Trotzdem ist diese von Menschenhand erzeugte Verstümmelung äußerst mitleidserregend. Es beeinträchtigt das Gehen extrem und wenn man bedenkt, dass es die Opfer ein komplettes Leben ertragen mussten, schmerzt es umso mehr.
Es ist schwer nachzuvollziehen, wie Menschen auf solch eine grausame Idee kommen können. Allerdings gibt es derart traurige Traditionen zuhauf in der Welt und leider sind bis heute nicht alle ausgestorben, sowie die Lotusfüße in China - Gott sei Dank. ;-)